Turids Thesen.

Calming Signals. Die Sprache der Hunde ist sanft.
Sie warten darauf, dass wir sie erlernen. 

Das Gehirn eines Kindes ist nicht reif genug die Sprache des Hund zu verstehen.
Turid Rugaas

… jetzt noch die Finger zur Handfläche schließen, den Arm etwas senken und dem Hund nicht in die Augen schauen …
Mit dem Handsignal dem Hund in seiner Sprache sagen, was du von ihm erwartest. 

Turid Rugaas hatte Calming Signals (Beschwichtigungssignale) an Hunden schon jahrelang intensiv beobachtet als sie Gelegenheit bekam an einem Kongress in den USA teilzunehmen, bei dem einhellig besprochen wurde, dass Wölfe, nicht aber Hunde, Beschwichtigungssignale kommunizieren würden, um Zusammenleben und Begegnungen zu regulieren.  Turid Rugaas erzählt gern wie empört sie damals gewesen war. Vehement tat sie ihre Meinung kund und fand sich unversehens in der Rolle, die sie neben ihrer Arbeit als Trainerin und Beobachterin die nächsten 30 Jahre bis dato in ihren hohen Achzigern ausfüllen sollte: Rednerin, Buchautorin.

Turid Rugaas hat mit der Beschreibung der Calming Signals die Sprache des Hundes, „the Art of Survival“ (die Kunst zu überleben), so weit entschlüsselt, dass es uns möglich ist Hunde untereinander zu verstehen und unsererseits mit Hunden so zu kommunizieren, dass sie uns verstehen. 

Calming Signals übersetzt:  1. „ich weiß nicht so recht …“ 2. „ich fühle mich unsicher …“ 3. „ich fühle mich unwohl …“ 4. „du, hör´ mal, ich fühle mich unwohl damit …“ 5. „gleich werde ich was tun …“, „ok, her damit!“ 6. „bitte nimm´ Abstand!“ 7. „hallo, du, bitte lass´ das!“ 8. „BITTE lass´ das!!“ Jetzt … nach individuell unterschiedlich langer Vorwarnung … ist es Zeit deutlicher zu werden:  Distance Increasing Signals: 1. „LASS´ das!“ „ABSTAND!“ 2. „Hau´ ab!!“

Hundesprache ist Körpersprache. Hunde lügen nicht, sie können es nicht. 

Calming Signals sind Sequenzen, die wir beobachten können. Tatsächlich sind sie individuell und situativ hoch variabel und komplex ineinander übergehend. Trotzdem, es ist kein Hexenwerk sie zu studieren und es bedarf keines Geldes Hunde zu verstehen! 

Calming Signals sind direkte, ungefilterte, unkontrollierte (deshalb lügt kein Hund) Reaktionen …  Calming Signals sind Kommunikate, Rede an ein Gegenüber, und von nur einer Strategie gesteuert: Schutz (Selbstschutz, elterlicher und familiärer Schutz, Überlebensressourcen-Schutz (Fressen, Wasser, Sexualpartner)) …  Du kannst beobachten, dass ein Hund einen Gegenstand beschwichtigt. Ein Hund reagiert, direkt, unmittelbar und natürlich. Seine Strategien sind bestimmt vom Willen zu überleben. Du kannst beobachten, dass ein Hund einen anderen Hund oder einen Menschen oder ein anderes Tier beschwichtigt. Dann ist der Hund im Gespräch … Und sein Gegenüber kann sein weiteres Tun beeinflussen. (Deshalb sind alle Beißvorfälle als menschliches Versagen zu werten.)

Kommuniziere mit allen Hunden, die dir begegnen. Drehe dich weg, schaue sie nicht an, mache dich kleiner … Sei freundlich, spreche in Calming Signals! 

Das Handsignal

Turid Rugaas schreibt an einem neuen Buch (Stand Juli 2022). Wir tippen auf dieses Thema … und hoffen auf endlich ein neues Buch von ihr über diese von ihr entdeckte denkbar einfache Methode. Ein Desiderat. Das universal Handsignal ist eine Form des Splittings. Splitting ist Grenzziehung mit dem ganzen Körper, Handsignal ist Grenzziehung mit Arm und Handfläche Hunde, Pferde, Katzen … verstehen es, sogar der Mensch.  Beispiel: Du telefonierst und jemand kommt auf dich zu, um dich anzusprechen. Du hältst die Hand hoch, um zu signalisieren, dass du gerade nicht gestört werden möchtest. 

Grenze, Abwehr, Stopp, Schutz, „Lass´ mal!“ … Das Handsignal Im Schnüffelgarten kannst du deinem Hund erklären, dass der Zaun wirklich abhält und ihm Schutz gewährst, indem du zusätzlich das Handsignal einsetzt, wenn jenseits des Zauns ein Artgenosse beunruhigt.  Du kannst das Handsignal sogar von Ferne verwenden. Sogar hinter deinem Hund kannst du damit eine Grenze signalisieren zwischen ihm und dem Fremden.

„Es gibt nichts!“

„Bleib´ liegen!“

Splitting 

Grenzziehung

Splitting bedeutet mit dem eigenen Körper eine Grenze zu ziehen …

Einfach indem man sich dazwischen begibt, dazwischen steht oder sitzt oder liegt … 

Splitting ist ein Calming Signal. Beim Splitten schaust du den Hund nicht an.  Warum? Weil Anschauen Aufforderung bedeutet und hier verwirren würde.

Dritte Person splittet zwei Hunde

Curving

Die Biege machen … 

Manage deinen Spaziergang wie einen mobilen Schnüffelgarten.  Du lässt deinen Hund schnüffeln, verzichtest auf Kommandos und bist fast so entspannt wie im sicher umzäunten Schnüffelgarten, weil du vorausschauend zu allem, was deinen Hund beunruhigen könnte,  A b s t a n d hältst.

https://www.dolcevitadog.com/en/vod/simple-tools-help-our-dogs-turid-rugaas-dogfieldstudy?fbclid=IwAR0Jp4ehdr1tU9k7nQYLMvKA1EIURek5hLBc8_JUXhtdTWxBEclEbWmadBg

https://vimeo.com/user126338266?embedded=true&source=owner_name&owner=126338266

Management

Plane deinen Spaziergang so, dass deinen Hund so wenig Stress wie möglich erwartet. Vermeide die Nähe von „Hunde Hot Spots“ und stark frequentierten Plätzen.

Social Walk 

Hunde schnüffeln gemeinsam

Wenn Menschen sich treffen, um zu wandern oder einen Spaziergang zu machen, ist das meistens kein Social Walk im Sinne von Turid Rugaas, auch wenn ein Hund oder Hunde dabeisind. (Zwei Hunde und zwei Menschen machen noch keinen …!)

Sie bezeichnet den Social Walk als Königsweg den Hund zu gewöhnen, an andere Hunde, an bestimmten anderen Hund, an Menschen, an bestimmte Menschen, an Fahrzeuge, Gegenstände. 

Beim Social Walk bestimmt der Hund den Abstand. Und der Abstand ist das, worum es geht, wenn der Hund das zeigt, was Menschen Angst, Angstaggression, Dominanz, Leinenaggression etc. nennen mögen.Beispiel für Menschen: Zu wissen, dass es irgendwo und vielleicht in 500 Metern Entfernung Ratten gibt, ist kein Grund zu körperlich und emotional spürbarer Beunruhigung. Die Ratte, die plötzlich auftaucht, die auf einen zukommt, die in 100 Metern Entfernung vorbeihuscht meistens schon. Auch beim Social Walk achtet der Mensch darauf, dass die Dauer der Begegnung für den Hund angenehm ist. Der Mensch beendet den Social Walk bevor er für den Hund Stress wird. Auch beim Social Walk geht es nicht um Strecke, um Dauer, um eine bestimmte Route, nicht mal um die Schönheit der Landschaft geht es. Der Hund schnüffelt ungestört, sogar beim Social Walk. 

Der Hund lernt, indem er sich selbst mit Schnüffeln beschäftigt, ablenkt, beruhigt, Beunruhigendes neu zu bewerten, als okay. Dafür braucht er die Entscheidungsfreiheit den Abstand zu bestimmen. Sobald das beunruhigende Etwas oder der beunruhigende Jemand zu nahe kommt, wird dein Hund Stress zeigen, Calming Signals. Hunde, die nicht verstanden und in Situationen gezwungen werden, die ihnen zu viel sind (= zu nah!) zeigen dann die Selbstverteidigungsform der Calming Signals: Die Distance-increasing Signals oder Scaring-away Signals. 

Parallel Walk
parallel pflügen

Die Hunde hier erklären in ihrer Sprache (Calming Signals), dass sie so nicht angefasst und eingeengt werden wollen, sie fühlen sich sehr unwohl und warnen freundlich:
1. Ears back / Ohren zurückgelegt
2. Stress yawn / Stressgähnen (Hunde gähnen selten aus Müdigkeit, gehe immer davon aus, dass es ein Calming Signal ist)
3. Tongue flick / Zunge sichtbar in Bewegung
4. Appeasement lick (kiss) / Abschlecken (Küsschen)
4. Gaze averted / Blick abwenden
5. Head turn / Kopf abwenden
6. Muscle tension / Muskeln anspannen
7. Whale eye / „Walaugen“, Augen aufreissen, das Weiße wird sichtbar
8. Paw lift / Pfötchen heben
9. Freeze / Einfrieren
10. … hier noch nicht: der Biss …
Kein Hund beißt ohne Vorwarnungen, hier sind sie zu sehen!